Die zunehmende Entmündigung des Nutzers

Gerade hat sich mein Kindle eigenmächtig upgedated. Als ich ihn ein paar Minuten unbeaufsichtigt zwecks Lesepause, aber noch verbunden mit dem WLAN, liegen gelassen habe. Und es hat Minuten gedauert. Und er hat den alten Lesezustand leider vergessen. Ich hatte vor ein paar Tagen das Update noch explizit abgelehnt aufgrund von „never change a running system“.

Das ist eine zunehmende Unsitte von IT aller Art, gar nicht mehr auf die Zustimmung des Nutzers zu warten, ihn gar nicht mehr zu informieren was denn das Update so macht. Ihm die Entscheidung zu überlassen. Wäre auch nicht das erste Mal, dass Features von einer Version zur nächsten einfach Verschwinden. Zurück zu einer älteren Version kann man ja auch nur noch in den seltensten Fällen. Der Traum eines modularen Upgrademechanismuses, wo man „pick and mix“ mit gewünschten und unerwünschten Updates machen kann, ist ja schon seit Jahrzehnten ausgeträumt. Langfristige Stabilität und Support etwas von gestern – Vorwärtsstrategie scheint das neue Zauberwort.

Irgendjemand wird jetzt sicher „Security“ sagen. Ja, dann macht es doch einfach sicher. Ein stabiler Branch mit aktuellen Sicherheitspatches. Einen Development-Branch für die Mutigen. Das wäre das allermindeste, denn bei der üblichen Qualität heutiger Softwareentwicklung bedeutet ja jede Änderung ein neues Sicherheitsrisiko. Und bei einem komplett vernagelten System wie dem Kindle kann Security wohl kaum ein Argument sein, oder jemand hat wirklich Scheiße gebaut.

Ich hasse Intransparenz. Besonders, wenn es um meine eigenen Geräte geht. Macht im Web was ihr wollt. Aber nicht auf meinen Geräten.

Die zunehmende Nutzlosigkeit von Datenblättern

Wann immer ich ein Stück Technik kaufe, informiere ich mich vorher so gut es geht. Reviews bei Amazon, Testberichte, und natürlich die Hersteller-Website. Bei komplexeren Dingen hilft oft ein Blick ins Handbuch, das ja Gott sei Dank inzwischen fast immer zum Download verfügbar ist (und das auch sein muss, denn gedruckt beigelegt wird es heutzutage ja immer seltener – aber das ist eine andere Geschichte).

Seit Jahren beobachte ich dabei eine ständige Reduktion der Tiefe technischer Daten. Jahrelang habe ich z.B. bei DVD-Brennern den Strombedarf zu ermitteln versucht – meist stand nur „5V/12V“ im „Datenblatt“. Sehr nützlich.

Ein besonders sparsames Beispiel ist mir gerade untergekommen: es geht um eine externe USB-Festplatte von Seagate. Was könnte es da an nützlichen Informationen geben, die man in ein Datenblatt schreiben könnte? 512 Bytes/Sektor vs. 4Kn? Strombedarf am USB, womöglich gar getrennt nach Anlaufstrom, Strombedarf im Betrieb und im Standby? rpm der verbauten Platte? Geräuschentwicklung? Ob es intern eine S-ATA-Platte ist und die USB-Schnittstelle mit SAT arbeitet? Format bei Auslieferung?

Man werfe einen Blick drauf und ergötze sich an zwei Druckseiten Nichtinformation.

Immerhin: wir wissen nun, dass in 320 bzw. 240 Hauptkartons pro Palette geliefert wird. Super!