Bits frickeln mit Java

Gerade bin ich dabei – zum besseren Kennenlernen von Filecore-basierten Dateisystemen (man muss den Feind kennen) – in Java ein kleines Tool zu entwickeln, das Disc-Images im Filecore-Format versteht und Dateien und Verzeichnisse daraus extrahieren kann. Nur lesend, um weitere Komplexitäten erst mal zu vermeiden.

Etwas Hintergrund: Filecore ist das native Dateisystem unter RISC OS. Oft wird es auch als „ADFS“ bezeichnet, weil das „Advanced Disc Filing System“ quasi die erste Implementierung von Filecore war (damals, Floppy-Zeit, zur Archimedes-Ära 800 KiB auf einer 3,5″-DD-Diskette), bevor es abstrahiert und generalisiert als Basis für Disketten- und Festplattenformate in RISC OS Einzug hielt. Es gab über die Jahre reichlich Varianten, um die diversen Einschränkungen und Limits in den besser nutzbaren Bereich zu schieben – das E-Format ist das Übliche für DD-Disketten (800 KiB) und man findet es heute in den Weiten des Internets als .adf-Disc-Images der klassischen Archimedes-Software. Später kam das F-Format für die HD-Floppies (1600 KiB). Schließlich wurde mit RISC OS 4 das E+/F+-Format eingeführt („Big Map“), um die lächerlich niedrige Grenze solcher Dinge wie „maximale Anzahl von Einträgen in einem Verzeichnis“ auf ein halbwegs erträgliches Niveau zu heben.

Wie auch immer – beim Hantieren mit Emulatoren und natürlich dem MIST(er) hat man häufig mit diesen .adf- (Floppy-Images) und .hdf- (Harddisc-Images) Dateien zu tun. Oftmals will man „nur kurz“ einen Blick reinwerfen und dazu nicht gleich den Emulator hochfahren. Zumal die Emulatoren auch nicht alle so richtig nutzerfreundlich sind was das „Mounten“ des Images angeht.

Also: ein Tool muss her. Systemunabhängig und natürlich mit anständigem UI. Also Java. Das Problem: Filecore wurde von echten Bitfuchsern entwickelt. Da wimmelt es nur so von Bitleisten, unsigned values mit allem zwischen 8 und 64 bit und sonstigem, was unter Java nicht so richtig „nativ“ unterstützt wird. Übrigens gibt es Spezialisten, die es auch noch gut finden, dass Java keine „unsigned types“ hat – für mich ist dieser Artikel ein Beispiel dafür, wie eine limitierte Erfahrung auf nur wenige Programmiersprachen den Blick aufs wesentliche vernebeln kann, denn die allermeisten der genannten Probleme sind nur inhärent im Java- und C-Typsystem, aber in vernünftigen Sprachen wie Ada elegant gelöst. Dumm, dass die Java-Erfinder vermutlich einen genauso eingeschränkten Blickwinkel hatten – C, C++, Smalltalk, Ende der Geschichte. Aber ich schweife ab.

Jedenfalls habe ich nach Bibliotheken gesucht, die unter Java die Bitfrickelei und unsigned types im Handling etwas angenehmer machen. Leider bin ich bis auf Lukas Eders jOOU-Bibliothek auf nix gescheites gestoßen. Klar, im Apache-Commons-Universum gibt es ein paar Dinge, in Guava ebenso, und sogar Oracle hat das Licht gesehen und ein paar nützliche Dinge in Java 8 nachgerüstet. Also: selbst ist der Mann. „Not invented here“ ist schließlich eine der grundsätzlichen Triebfedern der IT.

Es sei denn, jemand hat einen Hinweis auf eine vernünftige, umfassende Bibliothek um meine Bedürfnisse zu erfüllen. Unter ebenso vernünftiger Open-Source-Lizenz natürlich. UAwg! Nebenbei: die eigentliche Implementierung ist nun nicht das große Problem, das Finden geeigneter Doku und fehlerarme Interpretation derselben nebst Erkennen gewünschter und unerwünschter Abweichungen davon in der Praxis hingegen schon. Hat man das Problem erst mal in einer Sprache geknackt, sollte eine Portierung in andere Sprachen kein großes Problem sein. Es wäre eine interessante Fallstudie, den Ada-Code neben dem Java-Code zu sehen.

Und falls jemand ein anständiges (nicht jedoch komplexes!) Dateisystem kennt mit einer simplen Implementierung in einer freien Lizenz – mail me. Filecore hat einen Nachfolger schon seit etwa 30 Jahren verdient.