XYplorer – ein Dateimanager für Windows

Die meiste Zeit benutze ich Rechner, die unter Windows laufen. Momentan Windows 7 in der Mehrzahl der Fälle. Ganz freiwillig ist das nicht. Am liebsten würde ich RISC OS nutzen, aber das hat inzwischen nur noch wenig Software verfügbar, die ich für die tägliche Arbeit brauche – Java, eine IDE, ein Browser, alles Mangelware unter RISC OS. Linux nutze ich nur für Spezialaufgaben (aktuell ps3mediaserver, CVS-Server, git-Server, NFS-Server).

Egal welches Betriebssystem man nutzt – eine zentrale Aufgabe ist immer die Navigation im und die Organisation des Dateisystems. Erstaunlich, dass Windows dort seit Version 3.0 mit ziemlich schlechter Software ausgerüstet ist. Der Dateimanager machte den Anfang, später dann der Explorer. Bis heute nicht gerade die Spitze was Leistungsfähigkeit und Ergonomie angeht. Die Änderungen zwischen XP und 7 sind auch eher Verschlimmbesserungen.

Ich habe diverse “Commander-ähnliche” Dateimanager ausprobiert, vom TotalCommander bis zum muCommander. Ich konnte mich nie daran gewöhnen. Eventuell ist das meiner RISC OS-Vergangenheit geschuldet – den RISC OS-Filer halte ich bis heute für das ergonomischste Werkzeug für Dateisystemoperationen. Der Filer ist von derartig eleganter Schlichtheit, dass man den Erfindern täglich auf Knien huldigen will. Unter Linux gibt es den ROX-Filer, entwickelt von einem ehemaligen RISC OS-Benutzer – trotzdem fühlt er sich nicht wie das Original an. Komisch, soll aber nicht das Thema sein.

Letztlich habe ich unter Windows immer mit dem normalen Explorer gearbeitet, in Ermangelung an (mir bekannten) Alternativen. Die Wende kam heute: ich las mal wieder einen der berühmten “die x wichtigsten Freeware-Tools”-Artikel, diesmal in der Geschmacksrichtung “The Register”. Wie so oft waren die Kommentare interessanter als der Artikel, und einer der Kommentatoren nannte ein Tool namens XYplorer als unverzichtbares Werkzeug. Heruntergeladen, auf die Platte extrahiert (ja, es gibt eine “mobile”-Version, die nicht installiert werden muss), gestartet – und sofort gesehen, dass dieses Tool genau das richtige für mich ist.

Highlight-Features aus meiner Sicht – neben der Basisidee der multiplen Tabs – sind der Mini Tree und die “Mouse Down Blow Up”-Funktion. Das lässt sich mit Worten ganz schwer beschreiben, das muss man selbst ausprobieren, oder hier nachlesen. Auch die Such- und Filterfunktionen sehen sehr vielversprechend aus.

Schwächen? Die Internationalisierung scheint nicht vollständig, die deutschen Texte sind immer mal wieder von englischen Einsprengseln unterbrochen, vor allem in den Menüs.

Also: die kostenlose Version herunterladen und ausgiebig testen. Bin gespannt, wie lange meine Euphorie anhält.

Neues Entwickler-Board in Sicht: BeagleBoard-X15

Gute Neuigkeiten für die Hardware-Frickler und ARM-Fans unter uns: Vertrauenswürdige Quellen sprechen davon, dass im Februar 2015 die Jungs von BeagleBoard.org die nächste Stufe zünden: das BeagleBoard-X15. Basierend auf TIs AM5728 SoC, einem Dual-Core Cortex-A15 SoC mit USB3, eSATA und Gigabit Ethernet, soll es der legitime Nachfolger des altehrwürdigen BeagleBoard-xM werden, das es tatsächlich auch schon seit 2010 gibt.

Wer es nicht weiß: anno 2008 begründete das BeagleBoard den Trend zum preiswerten Entwickler-Board. Noch Anfang des neuen Jahrtausends war es üblich, für Entwickler-Boards simpler ARM-basierter SoCs ein paar tausend Euro zu verlangen. Intel verlangte für sein XScale-Linie gerne mal 5000 EUR, später bei Marvell kosteten die Kirkwood- und Discovery Innovation-Boards kaum weniger.

Dann die Wende: mit dem BeagleBoard gab es ab Mitte 2008 für rund 150US$ ein voll ausgestattetes Entwickler-Board mit leistungsfähigem SoC (TI OMAP3530, 600 MHz (später 720 MHz), ARM Cortex-A8). Kurze Zeit später zog Marvell mit der PlugComputer-Serie nach, beginnend Anfang 2009 mit dem SheevaPlug, die allerdings ohne Grafikhardware an den Start gingen und mit Gigabit Ethernet ausgestattet auch eher auf den (damals noch gar nicht existierenden) Micro-Homeserver-Markt zielten.

Später beerbten BeagleBoard-xM und PandaBoard (ES) das BeagleBoard und überrundeten es leistungs- und ausstattungstechnisch deutlich. Dann veränderte der Raspberry Pi alles: preislich nochmals deutlich unter dem BeagleBoard und Nachfolgern platziert, kümmerten sich die vielen Käufer nur wenig darum, dass die CPU deutlich weniger leistungsfähig war. Die BeagleBoard-Jungs konterten mit dem BeagleBone und dem BeagleBone Black.

Für die Interessenten, die gerne für mehr CPU-Leistung auch etwas mehr Geld ausgegeben hätten, schien der Markt hingegen stillzustehen. Nur ein paar Boards auf Basis des Freescale i.MX6 hielten die Fahne hoch, konnten aber das PandaBoard CPU-technisch nicht wirklich hinter sich lassen – aber wenigstens war schnelle I/O verfügbar, mit Gigabit Ethernet und eSATA.

Mitte 2014 kam dann das ISEE IGEPv5 auf den Markt. Basierend auf dem TI OMAP5, ein Dual-Core-SoC basierend auf dem ARM Cortex-A15, wurde damit eine neue Leistungsklasse eröffnet. Leider auch eine neue Preisklasse – 210€ für die Lite-Variante sind schon ein Wort. Und es gibt Schwächen im Detail: USB3 gibt es nur als OtG-Port, und Ethernet ist leider über USB angebunden.

Und jetzt also das BeagleBoard-X15. Es wird interessant sein zu sehen, zu welchem Preis es angeboten wird – ich hoffe mal auf unter 200 US$.

Dieser Artikel ist auch ein Kaufhinweis an Gerrit Grunwald, denn ich erwarte natürlich auf dem Java-Forum Stuttgart 2015 eine Demo von JavaFX auf einer Cortex-A15-Plattform 🙂