In letzter Zeit erkenne ich einen gewissen Trend zur positiven bis euphorischen Berichterstattung über die Fortschritte im Bereich KI. Die einen feiern den Sieg eines Computers über menschliche Spieler (egal ob Schach, Go oder Jeopardy). Die anderen prognostizieren, dass in absehbarer Zeit das vollautonom fahrende KfZ unsere Straßen bevölkert. Und es gibt die Sorge, dass „Skynet“ Wirklichkeit wird. Der Pflegeroboter gilt aus Ausweg aus der demographischen Krise (keine Ahnung, was das für eine Krise sein soll, aber das gehört nicht hierher).
Unterm Strich halte ich das alles für Mumpitz – zumindest, wenn man an „Intelligenz“ einen gewissen Anspruch stellt, der über „wir haben es mit massiver Rechenleistung und cleveren Algorithmen für dieses spezielle Problem hinprogrammiert“ hinausgeht.
Betrachten wir doch mal den Status Quo. Wir befinden uns grob 60 Jahre nach den ersten Gehversuchen der KI. Trotz einzelner Erfolge in sehr spezifischen Gebieten – wie oben genannt – sehe ich die Informatik weit weg von einem etwaigen Durchbruch. Die Komplexität von „Intelligenz“ scheint einfach zu – wie soll man sagen – komplex, um es auf bekannte Weise in Algorithmen zu gießen und in Datenbanken zu verwalten.
Gerne lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen. Z.B. durch wirklich intelligente, menschlich agierende Gegner in einem Autorennen – darauf warte ich schon seit Pitstop. Z.B. durch eine Spracheingabe, die auch leichtes Nuscheln einwandfrei versteht – auch gerne durch ein bandbreitenbegrenztes Medium wie das Telefon. Oder wie wäre es mit einer Übersetzungssoftware von Deutsch nach Englisch und andersrum, das keine Stilblüten erzeugt sondern einwandfreie Texte?
Und bitte aufhören, Assistenzsysteme im Auto als Vorstufe zum vollautonomen Fahren zu glorifizieren. Ein „Autopilot“, der regelmäßig die Kontrolle an den menschlichen Fahrer abgeben muss, ist noch sehr weit entfernt von dem, was wirklich nützlich ist – denn wenn ich während des Fahrens nicht was anderes machen kann, habe ich allerhöchstens ein Sicherheitsplus und vielleicht ein Komfortplus, aber gegenüber der Vision des vollautonomen Fahrens ist es doch letztlich nur eine minimale Verbesserung gegenüber heute.